Im burgenländischen Seewinkel befindet sich die St. Martins Therme & Lodge, die unter anderem für eindrucksvolle Naturerlebnisse bekannt ist. Im Außenbereich der Anlage finden zahlreiche Tier- und Pflanzenarten Platz und können in Ruhe gedeihen. So gut, dass sich die hauseigene Mehlschwalbenkolonie zu einer der größten der Region entwickelt hat. Damit es so weit kommen kann, müssen Geschäfts- führung und Mitarbeiter:innen an einem Strang ziehen.
Der Seewinkel ist über die österreichischen Grenzen hinaus berühmt für seine vielfältige Vogelwelt. Der Schilfgürtel des Neusiedler Sees und die verstreut liegenden Salzlacken beher- bergen europaweit bedeutende Vogelvorkommen. In der pannonischen Tiefebene befindet sich in unmittelbarer Nähe zu diesem einzigartigen Vogelparadies die St. Martins Therme & Lodge. „Unsere Lodge ist ein vier Sterne Superior Haus mit einem vielfältigen Angebot an Naturerlebnissen“, erklärt die Biologin und Outdoor-Managerin Elke Schmelzer. Von frühmorgens bis spätabends können die Gäste auf geführten Safaris die Region Seewinkel und ihre vielfältige Tier- und Pflanzenwelt erkunden. Bunte Bienenfresser, grazile Stelzenläufer oder elegante Seidenreiher können unter den rund 350 verschiedenen, in der Neusiedler See-Region vorkommenden Vogelarten entdeckt werden. Wer seine Bade- schlapfen nicht gegen festes Schuhwerk tauschen möchte, kann auch direkt von der Saunabank ein ornithologisches Spektakel beobachten.
Authentisch bleiben Direkt über den Aussichtsfenstern im Saunabereich, unterhalb der höchsten Hauskante des Hauptgebäudes, haben sich vor fünf Jahren an der Außenfassade die ersten Mehlschwalben an- gesiedelt. Ihre Nester bauen Mehlschwalben aus Lehm, den sie aus der unmittelbaren Umgebung zusammentragen und daraus einen kugelförmigen Kobel mit einer kleinen Einflugöffnung zimmern. Sind Schwalben eingezogen, machen sie sich unter anderem durch Kot an Fassade und Boden bemerkbar. Das führte unweigerlich zu Konflikten. Da Schwalbenkot an den Fensterscheiben weder für das Management noch für den Gast zumutbar ist, musste eine Lösung her. „Wir haben im Team diskutiert, wie wir naturschutzorientiert agieren können. Wir haben viele Gäste, die einfach nur unser Thermenangebot nutzen wollen. Wir haben aber auch viele naturinteressierte Gäste, die ein Auge auf die Natur haben und unseren authentischen Zugang schätzen. Wir können da keine Show abziehen “, so Schmelzer. Ein Entfernen der Nester stand außer Diskussion.
Platz für die Natur, auch wenn es etwas kostet Heute sind überall dort, wo es die Hygienevorschriften zulassen, rund 50 Zentimeter unterhalb der Nester sogenannte „Kotbretter“ angebracht, die den darunterliegenden Fenstern Schutz bieten. Was so einfach klingt, ist in der Umsetzung gar nicht so leicht: „Unser technischer Leiter war von meinem Lösungsvorschlag, Bretter an der Außenfassade zu montieren, anfangs nicht sehr begeistert, da man in die Verschalung bohren musste. Im Auftrag der Geschäftsführung hat er sich schlau gemacht und letztendlich einen Weg gefunden, wie wir unsere Gäste, aber auch die Schwalben glücklich machen.“ Rund 6.000 Euro hat die Installation der Kotbretter gekostet. Die jährlichen Reinigungskosten belaufen sich auf rund 500 Euro, die das Unternehmen investiert. „Wir sind es unseren Gästen schuldig, dass wir pro Natur agieren, auch wenn es uns etwas kostet“, sagt Schmelzer, „und die Gäste sind begeistert, wenn sie im Sommer die Schwalben vor ihren Augen fliegen sehen.“
Upcycling für Bienenfresser

Abseits des Hauptgebäudes ragt eine Wand aus Sand rund drei Meter hoch in den Himmel. Sie wurde Anfang des Jahres kurzfristig errichtet. „Die Bienenfresserbrutwand wurde aus Aushubmaterial von einem Windkraftprojekt aus der Parndorfer Platte hergestellt. Das Material wäre entsorgt worden. Eine Kollegin, Beate Wendelin, hat mich angerufen und gefragt, ob wir Interesse hätten das Material zu nehmen, um damit eine Brutwand für Bienenfresser und Uferschwalben herzustellen.“ Dank der guten Kooperation mit der Firma Püspök wurde das Aushubmaterial mit insgesamt 110 LKW-Lieferungen auf das Gelände gebracht und Schicht für Schicht mit einem Bagger fixiert. Mit der Baggerschaufel wurde eine Abbruchkante nachgebaut, in der Bienenfresser ihre Niströhren anlegen können. „Mit der Zeit werden sich hier auch verschiedene Pflanzen ansiedeln. Dann werden wir mit der Baggerschaufel eine dicke Schicht abschaben, damit die Abbruchkante wieder frei von Vegetation ist.“ Gleich im ersten Sommer wurde die Wand von zwei Brutpaaren angenommen.

Nistkästen und Schlamperteck Nistkästen, um die sich Turmfalken und Waldohreulen streiten, ein Storchenstarternest am Dach oder ein Schlamperteck, wo aus den Ritzen bunte Blumen wachsen dürfen – am Gelände der St. Martins Therme & Lodge werden noch zahlreiche weitere kleine und größere Maßnahmen umgesetzt. Wir stellen sie in unserem Podcast vor.
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