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So entsteht Profi-Kompost

MILLIARDEN MIKROORGANISMEN ARBEITEN RUND UM DIE UHR AN GESUNDEM BODEN

In Alberndorf im Mühlviertel ist Kompostieren eine Familienangelegenheit: Die Familie Huemer betreibt hier eine der größten Kompostieranlagen in Oberösterreich und versorgt die Region mit Kompost und Bodensubstrat. Die Arbeit im Naturkreislauf und die Liebe zum Boden motiviert die Familie seit Jahrzehnten ihr gemeinsames Ziel zu verfolgen: Bei dem, was sie tun, immer besser zu werden.


Angefangen hat alles in den 90er Jahren, als im Bezirk Freistadt Betriebe gesucht wurden, die Grünschnitt von Gemeinden verarbeiten wollen. Rudi Huemer, damals Milchviehbauer, kompostierte bereits Mist aus dem Schlachthof in Linz und daher war das Interesse, ihn als Abnehmer zu gewinnen, groß. „Ausgestattet mit einem hohen Qualitätsbewusstsein war für

mich damals schon klar, dass ich nur hochwertigen Kompost auf meinem Betrieb herstellen möchte. Ich habe mich auf die Suche nach Weiterbildungsmöglichkeiten gemacht, das

Angebot war allerdings ernüchternd.“ Irgendwann stieß er auf eine Ausschreibung für einen Kompostkurs bei Familie Lübke: „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich etwas über

Mikroorganismen im Boden gehört und wie wichtig sie für Pflanzen und für den Kompostierprozess sind. Die Liebe zur Natur und mein neu gewonnenes Wissen über die Mikroflora im Boden hat mich angespornt, irgendwann den besten Kompost in Österreich herzustellen.“ Dieses Jahr war es dann soweit und die Familie Huemer hat beim KompOskar 2023 den 1. Platz erreicht.


Lebendiger Boden

Humus ist jener Teil des Bodens, wo die höchste Biodiversität zu finden ist. Eine gut ausgebildete Humusschicht ist für die Gesundheit und Ertragssicherheit von Böden verantwortlich. Bodenverdichtung, Erosion und zu starke Düngung setzen dem Boden

zu und können den Humusanteil reduzieren. Es gibt unterschiedliche Methoden, die Humusschicht im Boden zu verbessern, die Anreicherung mit Kompost ist eine davon.

Qualitativ hochwertiger Kompost enthält viele gebundene Pflanzennährstoffe, hat eine hohe Wasserspeicherkapazität und Milliarden von Mikroorganismen. Beim Kompostieren werden Abbauprozesse genutzt und beschleunigt, die normalerweise in gesunden Böden ganz natürlich vorkommen. In nur wenigen Wochen wird organischer Abfall in fruchtbare Erde verwandelt. Diese Art von Kreislaufwirtschaft hat Huemer so gut gefallen, dass er damals seine Milchviehwirtschaft aufgab, um sich ganz der Kompostierung zu widmen. Die Ausgangs-materialien für den Kompost sind vielseitig: Strauch und Grasschnitt, Biotonne und auch

Mist kommen je nach Verfügbarkeit in 130m langen Mieten. Auch etwas tonhältige Erde für die Bildung von Ton-Humus-Komplexen wird verwendet. „Diese stabilisieren den Kompost und fördern die mikrobielle Vielfalt“ erklärt Huemer. „Einen Großteil der Materialien bekommen wir von den Gemeinden, die Biotonne ist dabei besonders heikel. Sie enthält viel Plastik und anderen Unrat, das hat in unserem Kompost nichts zu suchen. Man kann sich nicht vorstellen, was für Zeugs bei uns landet: Batterien, Besteck, tausende Schraubverschlüsse, ja sogar einen Rehschädel haben wir schon mal angeliefert bekommen“.


Kompostieren ist wie kochen

Passt die Qualität der Ausgangsmaterialien, wird jede Miete wie eine Art Kochrezept aufgesetzt. „Damit der Umwandlungsprozesse korrekt abläuft und am Ende wertvoller Nährhumus entsteht, braucht es aber sehr viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung“, so Huemer. „Parameter wie ein Feuchtigkeitsgehalt von 55-60%, Temperatur nicht über 65°C und Sauerstoff nach Möglichkeit nicht unter 5%, spielen in jeder Miete eine entscheidende Rolle und müssen von mir gelenkt werden. Ganz wichtig ist auch, dass es den Mikroorganismen in den Mieten gut

geht. Milliarden von ihnen arbeiten tagtäglich für uns und bringen Biodiversität in den Boden.


Neue Technik spart Zeit

Vom Erfindergeist getrieben kam Huemer vor 2 Jahren mit seinem Sohn Florian und dessen Schulkollege Julian die Idee, eine Wendemaschine zu bauen. Gemeinsam wurde monatelang recherchiert und getüftelt: „Bei diesem Vorhaben war uns wichtig, dass das tägliche Wenden

am Kompostplatz effizienter wird und die Maschine zu unserer Kompostiertechnik mit kleinen Mieten passt“ erzählt Huemer. Entstanden ist schlussendlich eine komplett umgebaute

Mähmaschine, der Big M. Er kann, statt nur einer Miete, drei Mieten gleichzeitig wenden und spart dadurch Zeit und Energie. Eine Miete braucht bei den Huemers ca. 8-10 Wochen, dann ist der Kompost fertig. Ihre Substratmischungen und das daraus entwickelte Bodensubstrat

sind vielseitig gefragt: In der Landwirtschaft, im Straßenbau und auch bei zahlreichen Dachbegrünungen wie am Hauptbahnhof Linz sorgen sie für gesundes Pflanzenwachstum.

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